Mandelentzündung

Die Gaumenmandeln (Tonsillen) liegen zwischen den vorderen und hinteren Gaumenbögen.
Ein Teil der Mandeln ist bei offenem Mund erkennbar, der überwiegende Anteil ist aber nicht zu sehen. Die Rachenmandel (Adenoide) ist weiter hinten am Übergang von der Nasenhöhle zum Rachen im Rachendach lokalisiert. Rachenmandeln und Gaumenmandeln sind als Teil des lymphatischen Rachenrings unter anderem für die Erregerabwehr und die Immunabwehr in dieser Region verantwortlich.
Zwischen dem dritten und siebenten Lebensjahr, also im Vorschulalter, kommt es bei vielen Kindern zu einer Schwellung „des lymphatischen Rachenringes“, also der Gaumenmandeln oder auch der Rachenmandeln (Adenoide, „Polypen“). Die genaue Ursache ist unbekannt, wahrscheinlich wird die Neigung dazu vererbt. Hinzu kommen wiederkehrende Infekte der oberen Luftwege in diesem Alter. In der Regel geht diese Vergrößerung nach dem siebenten Lebensjahr langsam wieder zurück.
Mit dieser Vergrößerung können gerade im Kindesalter allerdings Probleme verbunden sein: Die Tonsillektomie (Entfernung der Rachenmandeln) ist die zweithäufigste Operation im Kindesalter und kommt im Erwachsenenalter weit weniger häufig vor. Sie macht ein Viertel der von einem HNO-Chirurgen durchgeführten Operationen aus.

Die Rachenmandeln (Polypen, Adenoide)

Rachenmandeln können – vor allem im Alter von etwa vier bis fünf Jahren – vergrößert sein. Durch die damit verbundene Behinderung der Nasenatmung schnarchen die Kinder häufig und atmen durch den Mund. Die Kinder sind in der Regel unausgeschlafen, da die Nachtruhe kontinuierlich gestört ist.
Unmittelbar neben der Rachenmandel liegt der Eingang zum Mittelohr. Ist er durch die Größe der Rachenmandeln verlegt, so kann sich hinter dem Trommelfell Flüssigkeit ansammeln. Das kann zu Hörstörungen oder wiederkehrenden Infektionen des Mittelohres führen.
Die Rachenmandeln bilden sich im Lauf des Volksschulalters langsam wieder zurück.
Entscheidend für die Frage, ob eine Operation nötig ist oder nicht, ist die Stärke der Beschwerden (nächtliches Schnarchen, Mundatmung, häufige Mittelohrentzündung, Hörstörung). Der HNO-Arzt kann den Nasenrachenraum mit speziellen Optiken einsehen, um zusätzliche Information zu gewinnen.

Rachenmandeln werden heutzutage in Vollnarkose entfernt, den entsprechenden Eingriff nennt man Adenotomie. Die Ausschälung wird mit einem speziellen Instrument über dem mit einem Mundsperrer geöffneten Mund vorgenommen. Eine Wundnaht erfolgt bei dem nur wenige Minuten dauernden Eingriff nicht.

Manchmal ist es notwendig, zusätzlich nach einem kleinen Schnitt im Trommelfell (Paracentese) Flüssigkeit aus dem Ohr abzusaugen, die sich im Mittelohr wegen des fehlenden Druckausgleiches beim Schluckakt im Nasen-Rachen-Raum langsam angesammelt hat. Dieser Mittelohrerguss ist für das schlechtere Hören der Kinder verantwortlich, da die Trommelfelle bei Beschallung nicht ausreichend schwingen können.

In fünf bis zehn Prozent der Fälle ist der Mittelohrerguss derart zäh-viskös eingedickt, dass man das Sekret nicht komplett aus dem Mittelohr absaugen kann. In solchen Fällen ist die Einlage eines Paukenröhrchens erforderlich, das sich nach zwei bis drei Monaten spontan abstößt. Damit ist gewährleistet, dass das Mittelohr dauerhaft belüftet wird und sich die luftgefüllten Zellen im Raum hinter dem Mittelohr (Warzenfortsatz) in ausreichendem Maße ausbilden können. Durch diese Paukendrainagen lassen sich die früher gefürchteten chronischen Mittelohreiterungen mit andauerndem Trommelfelldefekt und Knocheneiterung vermeiden.

Die Kinder dürfen je nach Typ des Paukenröhrchens auch durchaus schwimmen, da die Öffnung der Paukenröhrchen so klein ist, dass Wasser kaum ins Mittelohr eindringen kann.

Durch den Mundsperrer können sich speziell bei Kindern manchmal Milchzähne lockern. Nach einer Rachenmandelentfernung können die Kinder – allerdings sehr selten – nachbluten. Es können Schluckstörungen und Schmerzen auftreten. Kinder müssen deshalb nach der Operation häufig zum Trinken angeregt werden.

Üblicherweise wird der Eingriff während eines mehrtägigen Krankenhausaufenthaltes vorgenommen. Liegen keine wesentlichen Vorerkrankungen oder Störungen der Blutgerinnung vor, so kann der Eingriff auch ambulant erfolgen. Werden sowohl Rachen- als auch Gaumenmandeln entfernt (Adenotomie in Verbindung mit Tonsillektomie), so wird meist ein stationärer Aufenthalt empfohlen.

Für mindestens zwei weitere Wochen sollten körperliche Anstrengung, heißes Duschen, Baden oder Haarewaschen vermieden werden, also Tätigkeiten, die die Blutfülle im Kopf vermehren. Jeder mit einer Anstrengung verbundene Blutdruckanstieg könnte zu einer Nachblutung führen.

Die Gaumenmandeln (Tonsillen)

Speziell bei Kindern muss das Für und Wider einer Tonsillenentfernung sorgfältig abgewogen werden. Wichtige Kriterien sind u.a. die Größe der Tonsillen (Atemhindernis) und das Aussehen der Mandeln (Vernarbungen, Oberflächenrelief) sowie die Häufigkeit antibiotikapflichtiger Entzündungen.

Eine akute Angina (gerötete, eitrig-belegte Tonsillen, Fieber, Halsschmerzen) wird meist mit Penicillin erfolgreich behandelt.

Es gibt drei sichere Gründe für eine Operation: Zum einen die Häufigkeit, wenn ein Patient vier- bis sechsmal pro Jahr eine penicillinpflichtige Angina durchgemacht hat oder wenn sich ein Mandelabszess entwickelt hat. Schließlich ist eine Tonsillotomie (teilweise Entfernung der Mandeln) indiziert, wenn die Gaumenmandeln aufgrund von bestimmten Laborwerten als eitriger Herd (Focus) angesehen werden müssen und entsprechende Beschwerden in den Nieren oder Gelenken verursachen (Rheuma u.a.). In seltenen Fällen ist allein durch die Größenzunahme der Tonsillen eine Ausschälung empfehlenswert, damit der Schluckakt wieder freier möglich ist.

Bevorzugt wird die Entfernung in Vollnarkose. Bei Kindern vor dem 6. Lebensjahr ist man mit der Operation besonders zurückhaltend. Heutzutage wird in aller Regel eine Teilentfernung (Tonsillotomie) vorgenommen.

Das entscheidende Risiko bei der Mandeloperation ist die Möglichkeit einer Nachblutung. Üblicherweise tritt sie am ersten oder zweiten Tag nach der Operation oder aber am fünften und sechsten Tag auf. Gelegentlich wird eine Nachblutung auch nach mehreren Wochen beobachtet. Bei kleineren Blutansammlungen genügt es, durch Anlegen einer Eiskrawatte reflektorisch die Blutfülle zu reduzieren. In Einzelfällen muss allerdings eine Blutstillung in Narkose vorgenommen werden. Operationsbedingte Zahnschäden kommen sehr selten vor. Schluckstörungen oder Schmerzen nach dem Eingriff werden regelmäßig beobachtet. Sie verschwinden jedoch individuell nach einigen Tagen oder auch Wochen.

Eine Infektion ist wegen des offenen Wundgebietes möglich und wird mit Antibiotika behandelt. Selten kann es dazu kommen, dass sich bei einem Patienten eine Veränderung der Stimme einstellt (Näseln).

Die Tonsillotomie wird manchmal ambulant durchgeführt; kleine Kinder oder Patienten mit besonderen Risiken werden üblicherweise stationär aufgenommen. Der stationäre Aufenthalt kann wegen des Maximums der Nachblutung am fünften und sechsten Tag bis zu sechs Tage dauern.

Die operierten Patienten bevorzugen in den ersten Tagen meist kalte Getränke und weiche Nahrung. Diese werden empfohlen, da eine Blutung weniger wahrscheinlich ist als bei harter Nahrung. Für mindestens zwei weitere Wochen sollten körperliche Anstrengung, heißes Duschen, Baden oder Haarwäsche vermieden werden, also Tätigkeiten, die die Blutfülle im Kopf vermehren. Jeder mit einer Anstrengung verbundene Blutdruckanstieg kann zu einer Nachblutung führen.

Kinder dürfen nach der Entlassung unter keinen Umständen alleine zu Hause gelassen werden, da im Falle einer Nachblutung der unverzügliche Transport in die Klinik gewährleistet sein muss. Sie sollten darauf achten, dass die Kinder sich nicht zu sehr anstrengen oder vorzeitig herumtoben.

Sowohl bei Gaumenmandel-als bei Rachenmandel-Operation (und weiteren Operationen) sollten neben den medizinischen Kriterien hinsichtlich des Zeitpunkts der Operation auch die Entwicklung des Kindes nach psychologischen Überlegungen berücksichtigt werden. Um das vierte Lebensjahr verarbeiten Kinder entwicklungsbedingt einen operativen Eingriff besonders angstbesetzt. Besteht medizinisch eine Wahlmöglichkeit, sollte eine Operation erst knapp vor Schuleintritt durchgeführt werden. Jede Operation sollte in kindgerechter Sprache und eventuell mit Bilderbüchern mit dem Kind gut vorbereitet werden. Das Vor- und Nachspielen mit Puppen und Teddys, gegebenenfalls mit Ärztespielzeug, erleichtert dem Kind die Verarbeitung der Operation. Die Mitaufnahme mit einem Elternteil reduziert Ängste ebenfalls.

Copyright Information

Das Copyright für alle Inhalte der Website liegt bei Dr. Peter Voitl. Eine Wiedergabe ist nur nach schriftlicher Genehmigung durch Dr. Peter voitl möglich.