Operation und Spitalaufenthalt bei Kindern

In Österreich werden pro Jahr etwa 20.000 Kinder operiert, der Großteil dieser Eingriffe erfolgt in Vollnarkose.

Etwa jedes zweite Kind muss irgendwann im Laufe seines Lebens ins Krankenhaus. Wenn möglich, ist eine gute Vorbereitung wichtig, da diese Situation für das Kind selbst, aber auch für die Familie eine beträchtliche Belastung darstellt.

Wird ein Kind krank oder ist eine Operation erforderlich, ist eine gute Planung wichtig. Die Aufnahme sollte auf einer Kinderabteilung erfolgen, Kinder auf Erwachsenenstationen sollten die Ausnahme darstellen. Mittlerweile ist es weitgehend üblich, dass Eltern gemeinsam mit ihrem Kind ins Krankenhaus aufgenommen werden können, sofern die Bettenkapazität es zulässt. Üblicherweise wird die Mitaufnahme von Begleitpersonen bei Säuglingen, noch nicht schulpflichtigen, schwer kranken oder chronisch kranken Kindern bevorzugt behandelt.

Grundsätzlich kann ein informiertes Kind besser mit einer Erkrankung und den notwendigen Eingriffen umgehen, weil es weiß, was mit ihm passiert. Wie genau Kinder Bescheid wissen wollen, ist jedoch ganz unterschiedlich. Phantasien über das Ungewisse bereiten oft viel mehr Angst. Manche Kinder begnügen sich auch mit nur den wichtigsten Informationen. Ein Kind sollte aber nicht mit komplizierten Details überfordert werden. Meist wird durch die Art der Fragen des Kindes ohnehin klar, was es wissen möchte. Die Antworten sollten jedenfalls ehrlich sein, Kinder merken recht schnell, wenn ihnen wichtige Information vorenthalten werden. Besichtigen Sie mit Ihrem Kind eventuell das Krankenhaus vor der Aufnahme.

Es gibt die Empfehlung, bestimmte Nahrungsmittel wie Auberginen oder Tomaten einige Tage vor einer Operation zu meiden, da die darin enthaltenen chemischen Stoffe, die Glykoalkaloide, die Wirkung von Narkosemitteln verlängern können. Setzen Sie zwei Wochen vor einer Operation nach Rücksprache mit dem Arzt auch alle pflanzlichen Heilmittel ab, besonders Johanniskraut, Ginkgo, Ginseng, Echinacea, Kava, Baldrian und Knoblauch können Probleme bei einer Operation verursachen. Oft glauben Eltern, dass pflanzliche Mittel grundsätzlich unschädlich sind und sie vergessen daher, eine Einnahme dem Anästhesisten bekannt zu geben.

Sie benötigen eine kinderärztliche Freigabe, um sicherzustellen, dass Ihr Kind keinen akuten Infekt hat und auch eine aktuelle Blutabnahme. Sollte Ihr Kind krank werden oder aus irgendeinem anderen Grund den Operationstermin nicht einhalten können, verständigen Sie das Krankenhaus bitte rechtzeitig.

Die Aufnahme im Spital kann unterschiedlich verlaufen – je nachdem, ob es sich um eine geplante Operation oder einen akuten unvorhersehbaren Eingriff handelt. Geht es um eine geplante OP, wie zum Beispiel die Entfernung der Mandeln, haben Sie und Ihr Kind Zeit, sich auf den Spitalsaufenthalt vorzubereiten, indem Sie z.B. gemeinsam entsprechende Bücher ansehen. Müssen Sie und Ihr Kind jedoch akut ins Spital, fällt diese Vorbereitungsphase weg.

Fragen Sie jedenfalls nach einem Mutter-Kind-Zimmer!

Folgende Dinge sollten zur Aufnahme mitgebracht werden:

  • Alle Unterlagen, die Sie zur Vorbereitung bekommen haben.
  • Alle Laborbefunde und Röntgenbefunde.
  • Die Freigabe Ihres Kinderarztes.
  • Die Zustimmung zur Operation und der damit verbundenen Anästhesie.
  • Unterlagen über frühere Erkrankungen des Kindes.
  • Einen Ausweis Ihres Kindes (Geburtsurkunde/Reisepass).
  • Bei Aufnahme auf Sonderklasse die Versicherungspolizze.
  • Den Mutter-Kind-Pass.
  • Den Impfpass.
  • Persönliche Artikel des Kindes wie Hausschuhe, Zahnbürste und Zahnpasta, Lieblingsspielzeug, Puppe, Teddy, Foto von den Eltern etc.
  • Wenn Sie beim Kind bleiben: Nachtgewand, Schlafrock, Hausschuhe, Handtücher, Waschzeug.
  • Regelmäßig eingenommene Medikamente (leere Packungen mitbringen).
  • Falls vorhanden, einen Blutgruppenausweis.
  • Falls vorhanden, einen Allergiepass.

Das Vorbereitungsgespräch
Dieses Prämedikationsgespräch ist die Vorbereitung auf die Narkose, es soll Ihnen Informationen über die Narkose und dem Arzt Informationen über eventuelle Risken vermitteln. Die Eltern sollen alle wichtigen Informationen über ihr Kind weitergeben, ob bisherige Narkosen gut vertragen wurden oder Allergien bekannt sind. Je besser Sie informiert sind, umso problemloser wird der Spitalsaufenthalt verlaufen. Fragen Sie genau nach dem Ablauf der Narkose.

Nüchtern vor dem Eingriff
Bei Patienten mit vollem Magen besteht ein erhöhtes Risiko, bei einer Narkose zu erbrechen. Aus diesem Grund sollte der Magen möglichst leer sein. Da aber auch Magensäure erbrochen werden kann, sollte auch Kaugummikauen oder Bonbonlutschen vermieden werden. Die Empfehlungen der amerikanischen Gesellschaft für Anästhesie (www.asahq.org) verlangen eine Nahrungskarenz zwischen zwei und vier Stunden vor einer Narkose für klare Flüssigkeiten (Wasser oder Tee). Säuglinge sollten bis zu vier Stunden vor einer Narkose nicht mehr mit Muttermilch gestillt werden, können aber dann bis zu zwei Stunden vor der Narkose noch etwas Tee oder Wasser erhalten. Bei Schulkindern, Jugendlichen und Erwachsenen werden im Allgemeinen vier bis sechs Stunden Nüchternheit vor einer Narkose empfohlen. Anders müssen verunfallte Kinder beurteilt werden, hier wäre es gefährlich, eine Nüchternheit abzuwarten. Manche Eingriffe (z.B. Brüche der oberen Extremität) können auch in Regionalanästhesie vorgenommen werden.

Die Prämedikation
Es ist üblich, vor der eigentlichen Narkose ein beruhigendes Medikament als Zäpfchen, als Saft oder als Tablette zu geben. Ziel dieser Prämedikation ist die Reduktion von Ängsten im Zeitraum vor der Narkose. Die Kinder werden meist innerhalb einer halben Stunde müde und dann in den Operationssaal gebracht. In vielen Spitälern ist es möglich, dass die Eltern bei ihrem Kind bleiben können, bis es richtig schläft.

Die Narkoseeinleitung
Bei der Maskeneinleitung wird auf Mund und Nase eine dicht sitzende Beatmungsmaske aufgesetzt und die Kinder atmen Narkosegase ein. Erst wenn das Kind eingeschlafen ist, wird eine Vene punktiert und es werden weitere Narkosemedikamente gespritzt. Bei der intravenösen Narkoseeinleitung wird die Vene gleich zu Beginn der Narkoseeinleitung punktiert und darüber die Narkosemedikamente gegeben.

Die operative Versorgung
Gerade die Kinderchirurgie hat sich während der letzten Jahre zu einem eigenen spezialisierten Fachgebiet entwickelt. Behandelt werden Kinder bis zum 18. Lebensjahr, wenn das Wachstum abgeschlossen ist. Die moderne Narkose ist ein sehr sicheres Verfahren geworden, schwere Zwischenfälle betragen weniger als 0,01 Prozent. Auch Bluttransfusionen werden bei kinderchirurgischen Operationen selten benötigt.

Die Aufwachphase
Die Aufwachphase verläuft bei jedem Kind unterschiedlich, die meisten Kinder wachen ruhig und schmerzfrei auf, manche sind aber auch unruhig und brauchen die Anwesenheit der Eltern zur Beruhigung. Schmerzstillende Medikamente werden üblicherweise verordnet. Von der Art der Operation ist der Zeitpunkt des ersten Trinkens abhängig.

Nach der Operation
Viele Eingriffe sind auch mit einer Einschränkung der Ernährung verbunden. Nach Darmoperationen sollten blähende oder stopfende Speisen gemieden werden, bei Polypen- oder Mandel-Operationen heiße oder scharf gewürzte Speisen. Fragen Sie nach einem Ernährungsplan für Ihr Kind nach der OP. Die Nahtentfernung wird üblicherweise ca. sechs bis zwölf Tage nach der Operation durchgeführt. Der Entlassungsbericht ist zur Information des Haus- bzw. Kinderarztes gedacht und soll eine sinnvolle Weiterbehandlung ermöglichen.

Nach dem Spital
Die Rückkehr nach Hause ist nicht immer einfach, da das Kind das Erlebte verarbeiten muss. Es empfiehlt sich, auch die Rückkehr gut vorzubereiten. Oft verhalten sich Kinder im Krankenhaus ruhig und angepasst und zu Hause werden dann Gefühle wie Ärger und Frustration gezeigt. Oft machen die Kinder in ihrer Entwicklung auch einen Schritt zurück. Das sind völlig normale Reaktionen.

Besonders schlimm ist es natürlich, wenn Kinder nach einer Operation aus unterschiedlichen Gründen nicht mehr alles so können wie zuvor. Besonders bei schwer oder chronisch erkrankten Kindern kann hier der Austausch mit anderen Betroffenen oder einer psychologischen Einrichtung helfen.

Es gibt je nach Alter des Kindes Unterschiede im Umgang mit der eigenen Erkrankung. Bei Säuglingen und Kleinkindern steht die Trennung von den Eltern im Vordergrund, bei Kindergartenkindern, mit einem Höhepunkt um das 4. Lebensjahr steht die körperliche Verlustangst und Verletzungsangst im Vordergrund; bei Schulkindern eher die Angst vor ärztlichen Eingriffen und Operationen an sich. Ab dem etwa zehnten Lebensjahr können Überlegungen zu Erkrankungen auf einer logischen Ebene angestellt werden. Aber auch die Eltern kranker Kinder sind durch ein Gefühl der Hilflosigkeit und des Ausgeliefertseins in einer Ausnahmesituation.

Auch nach dem Spitalaufenthalt werden bei den Kindern damit in Zusammenhang stehende Reaktionen beobachtet, vor allem so genannte regressive Verhaltensweisen (wieder Bettnässen, am Daumen lutschen oder den Schnuller fordern). Dazu kommen oft auch praktische Probleme wie Fehlzeiten in der Schule oder Bewegungseinschränkungen. Manche Kinder werden nach Operationen besonders brav und angepasst, da sie die Operation als Strafe erlebt haben und nun Angst vor weiteren Strafen haben.

Tipps:

  • Lassen Sie sich, wenn es Ihnen möglich ist, mit Ihrem Kind gemeinsam im Spital aufnehmen. Sollte das nicht möglich sein, halten Sie die Dauer der Spitalsaufnahme so kurz wie möglich, je jünger das Kind ist.
  • Bereiten Sie Ihr Kind so gut Sie können und entsprechend des Alters auf den Eingriff und Verlauf des Aufenthalts vor. Kinderbücher sind dabei oft eine gute Hilfestellung. Wenn Sie sich unsicher sind wie Sie es Ihrem Kind erklären sollen, holen Sie sich unterstützende Information von den in den meisten Spitälern vorhandenen Psychologen.
  • Vor -und Nachspielen mit Teddy oder Puppe und eventuell einem Spielzeugärztekoffer erleichtern Ihrem Kind die Verarbeitung der Operation.
  • Erkundigen Sie sich, ob die Operation zum vorgeschlagenen Zeitpunkt medizinisch notwendig ist , oder auch zu einem anderen Zeitpunkt durchgeführt werden kann. Medizinisch nicht eindeutig begründete Operationen sollten wenn möglich nicht um das 4.Lebensjahr durchgeführt werden,, da hier die Angstbewältigung am Schwierigsten für das Kind ist.

Chronisch kranke Kinder müssen sich intensiver mit ihrer Krankheit auseinander setzen und sollten dabei entsprechende Unterstützung – auch professioneller psychologischer Art – erhalten. Auch die Beschwerden, oftmals auch Schmerzen, sowie spezielle Therapieanforderungen und auch Rückschläge im Verlauf stellen eine große Belastung dar.

Nach einer Operation benötigt man Schonung. Es kommt auf die Art des Eingriffes an, was erlaubt ist. Besorgen Sie sich auch ein entsprechendes Attest für eine eventuelle Turnbefreiung. Üblicherweise ist zwei Tage nach der Nahtentfernung das Duschen erlaubt.

Muss ein Kind operiert werden, bedeutet das auch für die Geschwister eine große Veränderung. Es ist weniger Zeit für sie da und viele Geschwisterkinder reagieren darauf mit auffälligem Verhalten. Wichtig wäre es, dass eine wichtige Bezugsperson für das Kind/die Kinder erhalten bleibt.

Für Ihren Aufenthalt im Spital wird eine Gebühr verrechnet, deren Höhe davon abhängig ist, ob Sie nur übernachten und sich selbst verpflegen oder ob Sie mit voller Verpflegung untergebracht werden. Die Kosten variieren in den Bundesländern. Der Krankenhaustarif für Kinderbegleitung in Wien ist beispielsweise bis zum vollendeten dritten Lebensjahr kostenlos, ab dem vierten Lebensjahr werden zwischen 24,42 und 57,56 Euro pro Tag berechnet.

Copyright Information

Das Copyright für alle Inhalte der Website liegt bei Dr. Peter Voitl. Eine Wiedergabe ist nur nach schriftlicher Genehmigung durch Dr. Peter voitl möglich.