Vorhautverengung (Phimose)

Unter Phimose versteht man eine Verengung der Penisvorhaut, die das Zurückziehen unmöglich macht.

Bis zum ersten Lebensjahr ist die Verklebung der Vorhaut normal und erfüllt eine Art Schutzfunktion, danach löst sie sich meist bis etwa zum Schuleintritt von selbst. Eine Vorhautverengung liegt bei acht Prozent aller Sechsjährigen vor.

Eine Vorhautverengung kann angeboren sein oder durch Vernarbung entstehen, wenn zu früh versucht wurde, die Vorhaut zurückzustreifen, sie kann aber auch die Folge einer Entzündung sein.

Die Vorhaut besitzt mehrere Funktionen: Zum einen schützt sie die Eichel während der Windelphase des Säuglings und Kleinkindes vor Entzündungen, zum anderen spielt die Vorhaut im Erwachsenenalter eine wichtige Rolle für die Empfindlichkeit des Penis.

Eine Vorhautverengung kann ein Leben lang bestehen, ohne Beschwerden zu verursachen, allerdings kann sie auch die Ursache von Harnweginfekten, Problemen beim Urinieren oder auch beim Geschlechtsverkehr sein. Vorhautverengungen, die zu einer Beeinträchtigung des Wasserlassens führen, erkennt man meist an einem abgeschwächten Harnstrahl, oft bläht sich die Vorhaut beim Wasserlassen auf wie ein Ballon.

Die Vorhautenge erschwert aber auch die Reinigung der inneren Vorhautanteile und kann Entzündungen begünstigen. Schmerzen bei der Erektion sind ebenfalls mögliche Folgen unbehandelter, bis in die Pubertät bestehender Vorhautverengungen. Auch eine besonders lange Vorhaut kann ein Hygieneproblem darstellen und zu Harnweginfekten führen. Allerdings hat eine kanadische Untersuchung mit 70.000 Säuglingen ergeben, dass 195 Kinder eine Beschneidung bekommen müssten, um einen einzigen Harnweginfekt zu vermeiden. Zur Vorbeugung eines Harnweginfektes soll nur bei Hochrisikopatienten (z.B. bei nicht korrigierbarem vesikoureteralem Reflux oder neurogener Blasenentleerungsstörung) eine Operation erfolgen.

Wenn sich die Vorhaut nicht zurückziehen lässt oder beim Zurückziehen eine Einengung auffällt, muss von einer Verengung ausgegangen werden. Zudem können Verklebungen (Conglutinationes) zwischen der Vorhaut und der Eichel bestehen. Davon abzugrenzen ist das so genannte Frenulum breve, eine Hautfalte, die bei Zurückziehen der Vorhaut zur Verformung der Eichel führt. Bestehen nur Verklebungen zwischen dem inneren Vorhautblatt ohne Verengung, liegt keine Phimose im eigentlichen Sinne vor. Der Harnstrahl ist sehr dünn, und die Vorhaut bläht sich beim Wasserlassen ballonartig auf.

Vorhautverklebungen ohne Verengung der Vorhaut selbst stellen bei Fehlen von Entzündungen oder Harnweginfekten keinen Grund zur Operation dar. Hier kann eine Salbenbehandlung mit einer hormonhaltigen Creme oder auch einer Kortisoncreme versucht werden. Dabei sind Erfolgsraten von bis zu 80 Prozent erzielbar. Auch bei der unkomplizierten Vorhautverengung kann ein derartiger Therapieversuch unternommen werden. Die Vorhaut soll so weit wie möglich ohne Kraftanwendung zurückgezogen werden, danach wird die Creme aufgetragen.

Kleine Verklebungen, die sich nicht lösen, können vom Kinderchirurgen unter Verwendung einer anästhesierenden Creme gelöst werden.

Die weitere Behandlung der kindlichen Vorhautverengung besteht primär oder nach erfolgloser konservativer Therapie in einer Operation. Angeborene und vor allem narbige Phimosen sollten spätestens bis zur Einschulung operiert werden. Auch bei wiederholten Entzündungen unter der Vorhaut ist ein operativer Eingriff anzuraten. Einerseits kann durch ein plastisches Operationsverfahren die Vorhaut erhalten und nur die Verengung beseitigt werden (die so genannte „Welsh-Plastik“ oder die „Triple-Inzision“), andererseits kann eine komplette Beschneidung erfolgen, diese reduziert das Risiko von Harnweginfekten oder möglicherweise später sogar von Karzinomen.

Über die psychischen Auswirkungen von Teil- oder Komplettbeschneidungen bei Kindern liegen derzeit nur unzureichende Daten vor. Die Komplikationsrate der operativen Therapie liegt bei etwa 1,4 bis 3 Prozent und beinhaltet die Möglichkeit einer Nachblutung, Wundinfektion oder auch der erneuten Verengung der restlichen Vorhaut.

Kontraindikationen zur Operation sind lokale Infektionen und alle angeborenen Anomalien des Penis, vor allem ein falscher Abgang der Harnröhre (Hypospadie). Es werden fast immer Nähte verwendet, die sich selbst nach der Wundheilung auflösen, sodass eine Fadenentfernung nicht notwendig ist.

Ziehen Sie bei Neugeborenen oder Säuglingen niemals die Vorhaut gewaltsam zurück. Sie kann Risse bekommen, die vernarben und schließlich zu einer echten Vorhautverengung führen.

Wird eine zu enge Vorhaut gewaltsam zurückgestreift, kann es zur Einklemmung der Eichel und damit zu Störungen des Blutabflusses kommen. In diesem Fall kann es zu einer Durchblutungsstörung des Penis mit bläulicher Verfärbung kommen; ein Arzt sollte umgehend konsultiert werden.

Die Auffassungen darüber, wann eine Phimose – auch bei klinischer Symptomfreiheit – zu behandeln ist, gehen weit auseinander. Sie reichen von der routinemäßigen Zirkumzision Neugeborener über die Empfehlung der generellen Beseitigung der Phimose bis zum Schulalter bis hin zu einer abwartenden Haltung noch während der Pubertät.

Die aktuelle Tendenz zeigt aber deutlich eine abwartende Haltung, viele Kinderchirurgen empfehlen eine Operation erst zwischen dem achten und zehnten Lebensjahr, da sich viele Phimosen bis dahin noch weiten bzw. durch Ziehen an der Vorhaut seitens des Jungen selbst behoben werden. Zudem kann die Zeit genutzt werden, um zuerst eine nicht operative Behandlungsalternative durchzuführen. Manche Ärzte lehnen die Zirkumzision vor allem bei Säuglingen und Kleinkindern ab. Vor der Operation empfehlen viele Ärzte den Versuch einer drei- bis sechswöchigen Salbenbehandlung.

Andererseits kann auch eine frühe Operation Vorteile haben, um z.B. Entzündungen zu vermeiden.

Eine Beschneidung ihrer Söhne aus religiösen oder traditionellen Gründen wünschen manche Eltern unabhängig von medizinischen Gründen, auch hier sollte aber jedenfalls ein qualifizierter Arzt beigezogen werden.

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