Blähungen bei Säuglingen

Blähungen können bei Babys vor allem in den ersten drei Lebensmonaten Bauchschmerzen verursachen.

Das Baby zieht dabei die Beine stark an, der Bauch ist gespannt, fühlt sich hart an und Luft geht ab. Dafür können ganz unterschiedliche Ursachen verantwortlich sein.

Blähungen kommen bei 25 bis 50 Prozent aller Säuglinge vor, die ansonsten üblicherweise gesund sind. Die Situation kann für die Eltern sehr belastend sein, und dieser Stress überträgt sich wieder auf das Baby. Man spricht in diesem Zusammenhang auch von Dreimonatskoliken.

Ganz genau ist noch immer nicht geklärt, was die Beschwerden auslöst. Der Stoffwechsel von Säuglingen unterscheidet sich von dem der Erwachsenen vor allem durch das rasche Wachstum – in den ersten sechs Monaten wird das Geburtsgewicht etwa verdoppelt, im ersten Lebensjahr etwa verdreifacht – und die teilweise unausgereiften Organfunktionen. Bei der Geburt sind einige Enzyme noch nicht vollständig funktionsfähig, beispielsweise die Speichel- und Pankreasamylase oder die Aktivität des Milchzuckerspaltenden Enzyms.

Gelegentliche Blähungen sind normal und auf die sich entwickelnde Darmflora zurückzuführen; echte Koliken können vielschichtige Ursachen haben. In den allermeisten Fällen haben die Kinder die Kolik-Phase etwa im vierten Lebensmonat hinter sich.

Im Magen-Darm-Trakt werden durch Ab- und Umbauprozesse verschiedene Gase gebildet. Die Unverträglichkeit von Milchzucker (Laktasemangel) sowie von Gluten (Zöliakie) oder Funktionsstörungen der Bauchspeicheldrüse (Pankreas-Insuffizienz) tragen ebenfalls zur Gasbildung im Körper bei. Psychosomatische Faktoren (Unruhe der Eltern, Spannungen usw.) können ebenso eine Rolle spielen wie Schwierigkeiten in der Eltern-Kind-Beziehung. Dieser negative Kreisprozess kann sich in beide Richtungen drehen und sich verstärken. Oft ist nicht gleich zu erkennen, ob es durch das durch die Bauchschmerzen verursachte Schreien zu erhöhter Unruhe und Konflikten in der Eltern-Kind- Beziehung kommt oder ob Probleme und Spannungen in der Eltern-Kind Beziehung zu vermehrter Unruhe beim Säugling führen. Schreibabys verschlucken auch vermehrt Luft, wodurch sie unter vermehrten Koliken leiden können.( vergleiche Kapitel Schreibabys).

Oft bewirken Blähungen ein Aufstoßen oder den Abgang von Winden. Säuglinge mit Bauchkrämpfen haben viel Gas im Darm; allerdings ist unklar, ob diese Kinder tatsächlich mehr Gase produzieren als andere oder nur empfindlicher reagieren. Sehr häufig treten die Beschwerden immer um die gleiche Tageszeit auf, bevorzugt am Nachmittag oder Abend. Die Kinder werden unruhig, weinen und machen meistens typische Bewegungen mit den Beinchen: Sie ziehen sie erst krampfhaft an und strecken sie dann heftig wieder weg. Dieser Bewegungsablauf tritt allerdings auch bei allgemeiner Unruhe und starker Verkrampfung beim Schreien eines Säuglings auf und ist somit nicht zwangsläufig ein Hinweis auf Koliken. Babys mit Blähungen sind jedoch ansonsten meistens völlig gesund, trinken und gedeihen gut. Wenn die Symptome erstmals auftreten, sollten sich Eltern jedenfalls an ihren Kinderarzt wenden und gegebenenfalls auch eine entsprechende Unterstützung in erstsprechenden Einrichtungen, Schreiambulanzen oder auch bei darauf spezialisierten niedergelassenen Psychotherapeuten oder Psychologen suchen.

  • Stillende Mütter von Babys mit Blähungen sollten auf Kuhmilch oder blähende Nahrungsmittel verzichten
  • Lassen Sie Ihr Baby schon während der Mahlzeit häufig aufstoßen, damit sich nicht zu viel Luft in seinem Bäuchlein ansammelt
  • Auch Fenchel-Kümmel-Anis-Tees, wie z.B. der Stilltee aus der Apotheke, können gut helfen. Stillende Mütter können ihn auch selbst trinken und Babynahrung kann darin zubereitet werden
  • Wenn Sie die Flasche geben, lassen Sie das Fläschchen nach der Zubereitung so lange stehen, bis sich der Schaum vom Schütteln gesetzt hat
  • Leichte Bauchmassagen oder ein warmes Bad können die Situation entspannen
  • Es gibt Spezialnahrungen für Babys wie beispielsweise Novalac oder Comformil. Besprechen Sie mit Ihrem Kinderarzt, ob für Ihr Baby eine dieser Nahrungen in Frage kommt
  • Auch Kümmelzäpfchen helfen ausgezeichnet
  • Achten Sie auf guten Kontakt des Mundes mit der Brustwarze bzw. dem Sauger (richtige Saugerlochgröße beachten!)
  • Zur Behandlung von Blähungen werden außerdem Entschäumer eingesetzt. Sie verwandeln die kleinen Luftbläschen im Darm in mehrere große Blasen, die sich leichter auflösen können. Als Wirkstoffe kommen Substanzen wie Dimeticon oder Simethicon zum Einsatz
  • Ein gutes Hilfsmittel kann ein Kirschkernkissen sein
  • Es gibt auch einige wirksame homöopathische Mittel, etwa Chamomilla.
  • Ein Darmrohr oder Fieberthermometer löst oft die Verkrampfung ,allerdings sollten diese Maßnahmen nur in Ausnahmefällen eingesetzt werden
  • Ihre Nähe tröstet Ihr Baby und wirkt beruhigend
  • Der „Fliegergriff“ lässt die gestaute Luft leichter abgehen. Legen Sie Ihr Baby in Bauchlage auf einen Ihrer Unterarme. Seinen Kopf stützen Sie mit Ihrer Hand
  • Eine sanfte Bauchmassage tut Ihrem Baby ebenfalls gut
  • Lassen Sie das Baby nicht jede halbe Stunde an der Brust oder Milchflasche trinken. Kommt ständig neue Milch hinzu, bevor die vorherige Mahlzeit verdaut ist, kann das Verdauungsprobleme nach sich ziehen
  • Ruhe bewahren! Stillen oder füttern Sie in ruhiger Atmosphäre
  • Nehmen Sie bei starken Beschwerden professionelle psychologische Unterstützung in Anspruch! Die Situation kann sehr belastend sein. Das Schreien eines Säuglings stellt einen der höchsten Stressfaktoren dar! Eltern-Kind-therapeutische Unterstützungen können oft schon nach einigen wenigen Sitzungen deutliche Entlastungen bringen. (Siehe auch Kap. "Schreibabys"). Bleibt die Schreiproblematik bestehen, setzt sie sich sehr häufig in den nächsten Entwicklungsschritten mit anderen Auffälligkeiten fort.

Lactosereduzierte Säuglingsnahrungen

Der Einsatz von Nahrungen, bei denen die enthaltene Lactosemenge im Vergleich zu herkömmlichen Säuglingsnahrungen verringert, aber nicht völlig entfernt wurde, wie beispielsweise Novalac, kann das Beschwerdebild von Blähungen und Koliken verhindern oder zumindest bessern. Ein verringerter Lactosegehalt in der Säuglingsnahrung kann dazu führen, dass geringere Lactosemengen in die unteren Darmabschnitte gelangen und die Bildung von Darmgasen hintangehalten wird. Gleichzeitig muss aber auf die wünschenswerten Eigenschaften der Lactose (Förderung der Mineralstoffabsorption und der Darmflora) nicht ganz verzichtet werden.

Lactosefreie Spezialnahrungen

Auch wenn die Ursache der Koliken eine eingeschränkte Aktivität des Milchzucker spaltenden Enzyms Lactase ist, ist eine vollständig lactosefreie Spezialnahrung in der Regel nicht notwendig und bringt eher Nachteile mit sich.

Sojanahrungen

Üblicherweise werden Säuglingsnahrungen auf der Basis von Kuhmilcheiweiß hergestellt. Sojaeiweiß unterscheidet sich in der Aminosäurezusammensetzung, sodass der Eiweißgehalt von Sojanahrungen etwas höher ist. Laut Empfehlung der Ernährungskommission der Österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde sollen Sojanahrungen nicht als Routinenahrungen eingesetzt werden. Sojanahrung nimmt man bei bestimmten Erkrankungen wie Galactosämie oder Kuhmilcheiweißallergie oder dann, wenn die Eltern tierisches Eiweiß strikt ablehnen.

Probiotische Säuglingsnahrungen

Diese Nahrungen enthalten probiotische Bakterienkulturen, die auch in der menschlichen Darmflora vorkommen. Ziel ist eine „Optimierung“ der Darmflora. Der Einsatz ist allerdings nicht unumstritten, da nur spezielle Bakterienstämme zugesetzt werden und nicht die Vielfalt der Darmflora von gestillten Säuglingen erreicht wird. Bisher hat sich noch kein ärztliches Fachgremium für den generellen Einsatz von probiotischer Säuglingsnahrung ausgesprochen.

Prebiotische Säuglingsnahrungen

Das Prinzip dieser Nahrungen beruht auf dem Zusatz von prebiotischen Ballaststoffen, die vor allem den Bifidobakterien im Dickdarm als Nahrung und damit als Wachstumsfaktor dienen. Auch hier hat sich bisher noch kein Fachgremium für den generellen Einsatz von prebiotischen Ballaststoffen in Säuglingsnahrungen ausgesprochen. Zwar sind damit keine Nachteile verbunden, der praktische Nutzen ist aber, wie bei den Probiotika, noch wenig erforscht.

HA-Nahrungen

HA steht für hypoallergene Nahrungen, also „wenig allergieauslösend“. Das enthaltene Eiweiß stammt aus unterschiedlichen Quellen (Molke, Kasein, Sojaprotein, Rinderkollagen) und ist besonders stark zerkleinert, sodass es der kindliche Darm nicht als artfremd erkennt. HA-Nahrungen sind zwar zur Vorbeugung geeignet, nicht aber zur Therapie bei bereits diagnostizierter Kuhmilchallergie!

HA-Nahrungen sollten bei Kindern mit erhöhtem Allergierisiko eingesetzt werden. Erhöhtes Allergierisiko ist dann gegeben, wenn mindestens ein Eltern- oder Geschwisterteil an einer Allergie leidet. In allen anderen Fällen ist der Routineeinsatz von HA-Nahrungen nicht gerechtfertigt.

  • Bläh- und Schreiattacken nach JEDER Mahlzeit
  • Schaumige oder spritzende Stühle
  • Sehr feste Stühle (wie Hasenkot)
  • Trinkverweigerung bzw. minimale Gewichtszunahme
  • Wenn Sie selbst aufgrund der Problematiken unter Spannung und Angst geraten

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