Schulangst und Schulphobie

Angst gehört zum Leben und ist ein natürlicher Mechanismus, um uns vor Gefahren zu schützen.

Sie kann aber auch zu einem Problem werden, beispielsweise im Zusammenhang mit der Schule. Neueren Untersuchungen zufolge leiden 20 Prozent aller Schüler unter Schulangst, und das nicht selten bereits in der Volksschule. Mädchen sind davon häufiger betroffen als Buben.

Zu unterscheiden ist zwischen Schulängsten und Schulphobien.

Schulängste stehen mit Prüfungen in Zusammenhang oder zeigen sich als Versagungsängste, bei denen es um reale Befürchtungen aufgrund von Lernschwächen, Teilleistungsstörungen oder körperlichen Defiziten handelt. Es kann sich auch um phantasierte Gefühle des Unvermögens handeln, die Teil einer anderen psychischen Problematik darstellen. Zudem können Schulängste dann auftreten, wenn die tatsächlichen Leistungsfähigkeiten nicht den Anforderungen entsprechen, die Eltern aber sich vom Kind die Erfüllung dieser Erwartungen wünschen. In diesem Falle gerät das Kind in einen Konflikt zwischen Leistungsversagen und Ängsten vor Liebesverlust.

Kinder mit Schulphobien haben Angst die Schule zu besuchen, obwohl kein objektiver Grund zu erkennen ist. Oft bleiben sie Wochen-oder sogar monatelang der Schule fern, wenn keine wirksame Behandlung erfolgt. Somatische Beschwerden wie Leib-oder Kopfschmerzen ohne organische Ursache sind häufige Begleiterscheinungen, die das Fernbleiben von der Schule auch scheinbar rechtfertigen.

Da kein Kind wie das andere ist, äußerst sich Schulangst individuell recht unterschiedlich. Die Schulphobie ist mit häufigem Fernbleiben von der Schule gekoppelt.

Die häufigsten Symptome, die bei beiden Formen in unterschiedlicher Ausprägung auftreten können, sind:

  • häufig Schmerzen im Bauch- und Magenbereich, oft verbunden mit Übelkeit und Erbrechen, eventuell auch Essstörungen,
  • andauernde Müdigkeit, Konzentrations- und Lernstörungen,
  • Schlafstörungen, möglicherweise Alpträume,
  • bestimmte Verhaltensauffälligkeiten wie Trödeln auf dem Weg zur Schule, aggressives Verhalten, Nägelbeissen, wieder Einnässen im Bett.

Schulangst hat verschiedene Gründe. Das Kind kann sich überfordert fühlen oder sich auch vor bestimmten Lehrern und deren Umgang mit Kindern fürchten, sie kann aus einem schlechten Klassenklima resultieren, aus einem Außenseitertum, einem Schulwechsel, aber auch mit dem Elternhaus zusammenhängen (häufig besteht dabei ein hoher Erwartungsdruck der Eltern, dem das Kind nicht entspricht, es kann aber auch der Verlust eines Elternteils eine Rolle spielen oder eine ungenügend vollzogene Trennung von der Bezugsperson). Schulangst kann aber auch die Folge einer nicht erkannten Teilleistungsstörung sein oder in bestimmten Entwicklungsphasen des Kindes – etwa Pubertät – entstehen. Ebenso kann es phantasierte Gefühle vom unzureichend sein umfassen und Teil einer anderen psychischen Störung darstellen. Letztlich sind die Hintergründe im Einzelfall zu klären.

Schulphobien, also die Koppelung mit dem tatsächlichen häufigen Fernbleiben von der Schule haben einen anderen Hintergrund. Hier handelt es sich um versteckte Trennungsängste des Kindes, wobei die körperliche Symptomatik der Vermeidung der Trennung dient. In der Regel herrscht eine starke und enge ängstliche Bindung an die Mutter oder auch den Vater vor. Die Schule hat lediglich eine Stellvertreterfunktion. Meist ist dem Kind die Trennungsangst nicht bewusst und es spürt nur die körperlichen Beschwerden von Bauch-und Kopfschmerzen.

Eltern sollten jedenfalls ihre eigenen Erziehungsstrategien überprüfen und über die Ängste mit Ihrem Kind ins Gespräch kommen. Gelingt es den Eltern nicht, dem Kind zu helfen, was bei Schulphobien fast immer der Fall ist, bietet sich eine professionelle psychologische/ Psychotherapeutische Betreuung unter Einbeziehung der Eltern an.

Copyright Information

Das Copyright für alle Inhalte der Website liegt bei Dr. Peter Voitl. Eine Wiedergabe ist nur nach schriftlicher Genehmigung durch Dr. Peter voitl möglich.