Hüftultraschall beim Säugling/Hüftdysplasie

Seit etwa 20 Jahren werden in Österreich routinemäßig Säuglingshüften mittels Ultraschall auf mögliche Fehlbildungen untersucht.

Um möglichen Spätfolgen einer angeborenen Hüftfehlbildung wie Bewegungseinschränkung, Schmerzen und frühzeitigen Hüftgelenkersatz vorzubeugen, ist eine frühe Diagnose und rechtzeitige Behandlung unbedingt notwendig.

Die Entwicklung der Hüfte ist bei der Geburt noch nicht abgeschlossen, es handelt sich bei der Hüftdysplasie also meist um eine Reifungsstörung der Hüfte, bei der die Hüftgelenkpfanne zu klein angelegt ist, so dass der Hüftkopf nur unzureichend überdacht wird.

Man unterscheidet die so genannte Hüftgelenkdysplasie (eine Unreife, wenn die Hüftgelenkpfanne noch nicht genügend ausgebildet ist) von der Hüftgelenkluxation (eine Ausrenkung, wenn der Hüftkopf nicht mehr in der Gelenkpfanne ist). Dadurch kann es zu einem Herausrutschen des Oberschenkel-Hüftkopfes aus der Hüftpfanne kommen, der Hüftkopf verlässt teilweise oder komplett die Hüftpfanne.

Die Hüftgelenkdysplasie ist eine der häufigsten angeborenen Fehlbildungen mit einer Häufigkeit von bis zu vier Prozent aller Neugeborenen.

Es sind einige Risikofaktoren bekannt, die die Entstehung einer Hüftdysplasie begünstigen können. Mädchen sind von der Hüftluxation (Ausrenkung) etwa fünf- bis siebenmal häufiger betroffen als Knaben, die Hüftdysplasie (Unreife) kommt aber bei beiden Geschlechtern gleich häufig vor. Eine Geburt aus Steißlage und auch hormonelle Faktoren können eine Rolle spielen, die Hüftdysplasie kann gehäuft mit anderen Fehlbildungen der unteren Extremitäten oder der Wirbelsäule vorkommen. Auch Zwillinge, Frühgeborene oder Kinder nach einem Kaiserschnitt sind öfters betroffen. Das Risiko ist auch erhöht, wenn in einer Familie bereits Hüftdysplasien vorgekommen sind (altersbedingte Verschleißerscheinungen des Hüftgelenkes stellen aber kein Risiko dar).

Standard in der Diagnostik ist heute die Hüftultraschalluntersuchung. Es kann nur ein Teil der Hüftgelenkerkrankungen bei der klinischen Routine-Untersuchung durch den Kinderarzt festgestellt werden. Äußere Zeichen sind unterschiedlich lange Beine, seitenunterschiedliche Falten am Oberschenkel oder eine Abspreizhinderung eines oder beider Hüftgelenke. Eine spezielle Untersuchung ist das so genannte Ortolani-Zeichen, ein Schnappgeräusch, das in den ersten Lebenstagen und Wochen entsteht, wenn sich der Hüftkopf durch Druck und Anspreizung aus der Pfanne herausbewegen lässt.

Ein Röntgenbild hilft in den ersten Lebensmonaten nicht genügend bei der Beurteilung der Hüftgelenke und ist wegen der Strahlenbelastung möglichst zu vermeiden. Eine Röntgenuntersuchung des Hüftgelenkes wird nur bei älteren Kindern notwendig, wenn der Ultraschall altersbedingt nicht mehr aussagekräftig genug ist. Auch sollte jedes Kind, das im Säuglingsalter eine behandlungsbedürftige Hüfte hatte, im Alter von etwa ein bis eineinhalb Jahren zu einer Röntgenkontrolle gebracht werden.

Die Hüftultraschall ist für Säuglinge nicht belastend, schmerzfrei und kann zur Verlaufskontrolle öfters wiederholt werden. Mit dem Ultraschall kann die Entwicklung des Hüftgelenkes bereits in der ersten Lebenswoche beurteilt werden.

Im Mutter-Kind-Pass sind eine Untersuchung in der ersten Lebenswoche und eine Kontrolle mit 6 bis 8 Wochen vorgesehen. Bei auffälligem Befund oder Therapiebedürftigkeit müssen Kontrollen in kürzeren Abständen durchgeführt werden.

Durch Einführung des Hüftultraschalls konnte die Anzahl der offenen Hüftoperationen bei Säuglingen in Österreich mehr als halbiert werden (von 35 pro 100.000 auf 14 pro 100.000 Neugeborene). Auch bei älteren Kindern und Jugendlichen können Hüftultraschalluntersuchungen durchgeführt werden, hier sind es aber andere Erkrankungen (z.B. zur Diagnose eines Hüftgelenkergusses), die untersucht werden.

Im Ultraschall wird das Verhältnis von Hüftkopf zu Hüftpfanne beurteilt und vermessen; Beurteilungskriterien sind der Winkel Alpha und Beta. Je größer der Winkel Alpha, desto günstiger ist die Form des Hüftgelenkes.

Wenn eine Behandlung erforderlich ist, sollte diese so früh wie möglich begonnen werden. Je rascher das Hüftgelenk nachreift, umso kürzer ist in der Regel die Therapiedauer und operative Maßnahmen sind oft vermeidbar. Bei der Hüftdysplasie ist das Therapieziel eine weitere Nachreifung der Gelenkpfanne.

Eine gering ausgeprägte Hüftdysplasie, die schon in der ersten Lebenswoche erkannt wird, kann auch durch „Breitwickeln“ behandelt werden. Dieses Breitwickeln kann mit Hilfe eines Handtuches (etwa 15 cm breit gefaltet) durchgeführt werden, das zwischen Körper und Strampelanzug eingelegt wird. Auch mit einer zusätzlichen Windel, die über der eigentlichen Windel getragen wird, ist dieses „Breitwindeln“ gut möglich.

Die klassische Behandlungsmaßnahme ist die Spreizhose, die über der Kleidung getragen wird und nur zum Wickeln und Baden abgenommen werden sollte. Mit einer Spreizhose werden die Beine besser fixiert als beim „Breitwickeln“. Die Spreizhose besteht aus einem Schultergurt, einem Leibgurt, der geknöpft ist, und zwei gepolsterten Beingurten.

Die Pavlik-Zügel bestehen aus einem Brustgurt und zwei Unterschenkelgurten. Durch die Zügel werden die Kräfte der Beine derart umgeleitet, dass die Strampelbewegungen den Hüftkopf in Richtung Pfanne drücken. Die Pavlik-Zügel müssen vom Orthopäden ausgemessen und regelmäßig kontrolliert werden.

Die strengste Ruhigstellung geschieht in schweren Fällen mit einem Hüftgips, der meist vom unteren Rippenbogen bis zum Unterschenkel der Säuglinge reicht und eine Aussparung im Bereich der Windel besitzt. Bei sehr schlechten und instabilen Hüften kann auch eine Operation notwendig werden.

Allen Methoden ist gemeinsam, dass die Beine in Beugung und Abspreizung gehalten werden. Als sehr hüftkopfschonend hat sich ca. 120o Hüftbeugung und etwa 50o Beinspreizung erwiesen. Die Dauer der Behandlung ist individuell verschieden und abhängig vom Alter des Kindes zu Beginn der Behandlung und der Hüftgelenksituation.

In den allermeisten Fällen kommt es unter einer konsequenten Therapie zu einer Ausheilung des Hüftgelenkes. Bei übermäßiger oder forcierter Therapie der Hüftgelenke besteht die Gefahr der Hüftkopfschädigung. Bei nicht ausreichender Therapie können so genannte Restdysplasien resultieren, sodass im späteren Verlauf weitere Maßnahmen notwendig sein können.

Wesentlichste Voraussetzung für eine erfolgreiche Behandlung ist jedoch die korrekte und frühzeitige Diagnose!

  • Es gibt einen speziellen Autokindersitz, dessen Gurtsystem minimal modifiziert wurde. Wenn die Beine des Kindes relativ weit gespreizt sind, können Sie auch in Ihren bisherigen Kindersitz bzw. die Babyschale ein dickes festes Kissen oder einen dementsprechend zugeschnittenen Styroporklotz einsetzen und das Kind dann auf die Seitenteile setzen.
  • Beim täglichen Transport der Kinder mit Hilfe eines Kinderwagens haben sich so genannte Spreizwagen bzw. Spreizkinderwagen bewährt. Diese speziellen Kinderwagen weisen im Bereich der Beine eine trapezförmige Verstellmöglichkeit der Breite bis maximal 80 cm auf. Alternativ können Sie auch einen Zwillingskinderwagen benutzen, denn dieser weist auch die benötigte Breite auf.
  • Säuglingen, die einen Hüftspreizgips tragen, genügen zur Warmhaltung Söckchen, da der Körper vom Gips gewärmt wird.
  • Sollten die Beine Ihres Kindes durch eine Schiene gespreizt sein, ist es am einfachsten, wenn Sie Strampelhosen verwenden, die im Schritt geknöpft werden. Diese ermöglichen das Anziehen von oben, d.h. über den Kopf.

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