Diabetes bei Kindern

Zuckerkrankheit (Diabetes) ist eine Stoffwechselerkrankung, die in allen Altersstufen vorkommen kann und lebenslang bestehen bleibt.

Bei Kindern handelt es sich in der Regel um einen Diabetes Typ 1, der durch einen Mangel des Hormons Insulin verursacht wird. Dieser Typ 1 kann jedoch in jedem Lebensalter erstmalig auftreten, man nimmt an, dass etwa 0,02 % der kindlichen Bevölkerung betroffen sind (International Diabetes Federation 2003)

Im Gegensatz dazu bildet der Körper bei Diabetes Typ 2, der eher ältere Menschen betrifft, das Hormon Insulin, aber der Körper reagiert nicht adäquat darauf. Allerdings können auch übergewichtige Kinder und Jugendliche an Typ-2-Diabetes erkranken.

Alle Körperzellen benötigen das Hormon Insulin, um Zucker aus der Blutbahn aufnehmen zu können. Typ-1-Diabetiker produzieren zunehmend weniger und schließlich gar kein körpereigenes Insulin mehr. Typ-1-Diabetes gehört zu den so genannten Autoimmunerkrankungen: Körpereigene Antikörper zerstören die Insulin produzierenden Zellen der Bauchspeicheldrüse. Stillen scheint das Risiko zu senken. Auch genetische Faktoren spielen eine Rolle: Wenn beide Eltern Typ-1-Diabetes haben, liegt das Erkrankungsrisiko des Kindes etwa bei 20 Prozent.

Die Entzündung und Zerstörung der Zellen schreitet über viele Jahre voran. Die Krankheit ist derzeit nicht heilbar, ist aber mit Insulin gut behandelbar. Für jeden Diabetiker ist es wichtig, den Blutzucker optimal einzustellen. Erst wenn ca. 80-90 % der Beta-Zellen zerstört sind entsteht der Typ-1-Diabetes. Die Insulinrestproduktion ist über das C-Peptid messbar.

An der Entstehung von Diabetes mellitus 1 sind sowohl genetische als auch Umweltfaktoren beteiligt. Es müssen in der Regel mehrere genetische Voraussetzungen vorliegen, damit ein Typ-1-Diabetes entstehen kann.

Wenn das Immunsystem auf einen fremden Eiweißkörper reagiert, das einem körpereigenem Eiweißstoff ähnlich ist, kann sich die Abwehrreaktion sowohl gegen dieses Fremdantigen als auch gegen die Inselzellen der Bauchspeicheldrüse richten.

Risikofaktoren

  • Die Gabe von Kuhmilch in den ersten drei Lebensmonaten oder die frühe Gabe von Gluten
  • Eine kurze Stilldauer
  • Kontakt mit bestimmten Virusinfektionen wie etwa Coxsackie-B-Viren.
  • Bestimmte Giftstoffe (Bafilomycine, Nitrosamine) wirken direkt auf die Bauchspeicheldrüseein.
  • Vitamin-D-Ergänzung bei Kleinkindern senkt das spätere Diabetesrisiko.

Die Symptome sind bei Kindern viel stärker ausgeprägt als bei älteren Typ-2-Diabetikern. Typisch sind häufiger Harndrang mit reichlicher Harnproduktion (Polyurie), starker Durst durch den Wasserverlust, Schwächegefühl und Gewichtsverlust.

Oft führt erst eine bedrohliche Komplikation – eine Über- oder Unterzuckerung – zur Diagnose Diabetes.

Ein optimal eingestellter Blutzucker kann das Auftreten bzw. Fortschreiten von diabetischen Folgeerkrankungen deutlich vermindern.

Die Diagnose wird durch die Bestimmung des Blutzuckers und Harnzuckers gestellt. In der Folge werden weiterführende Untersuchungen wie z.B. die Bestimmung von Antikörpern gegen Insulin produzierende Zellen empfohlen. Auch der Augenhintergrund, die Nieren und der Blutdruck werden kontrolliert.

Die Zufuhr von pharmakologisch hergestelltem Insulin ist notwendig. Insuline werden nach der Dauer ihrer Wirkung unterschieden: Kurz wirkende Insuline werden zu den Mahlzeiten eingesetzt und wirken zwei bis vier Stunden, Lang wirkende Insuline können vier bis zehn Stunden, manchmal sogar länger als 24 Stunden wirken. Dieses Insulin wird je nach Blutzuckerspiegel verabreicht, daher ist das regelmäßige und genaue Messen entscheidend. Insulin kann man auf zwei Arten geben: entweder mit einer Insulinpumpe oder durch Injektionen nach dem Basis-Bolus-Konzept. Man teilt die Insulingaben in den Grundbedarf und Mahlzeitenbedarf (Bolus) ein. Insulin muss unter die Haut gespritzt werden. Voraussetzung für diese Therapie ist eine gute Schulung.

Mit der Insulinpumpe wird kurz wirksames Insulin kontinuierlich über einen dünnen Kunststoffschlauch in das Fettgewebe unter die Haut verabreicht. Die benötigte Menge an Insulin kann variiert werden.

Andere Therapien versuchen, die körpereigene Insulinproduktion so lange wie möglich aufrecht zu erhalten. In Deutschland versucht man eine Behandlung mit den Wirkstoffen Mycophenolat-Mofetil (MMF) und Daclizumab (DZB); bei frisch diagnostiziertem Typ-1-Diabetes soll so der Erhalt der körpereigenen Insulinproduktion gefördert werden.

Grundsätzlich ist auch eine Transplantation der Insulin produzierenden Zellen möglich, allerdings sind hier weitere Medikamente notwendig, um diesen Eingriff zu ermöglichen; er wird daher nur bei wenigen Patienten durchgeführt. Es gilt als gesichert, dass eine gute Kontrolle des Blutzuckerspiegels das Risiko für Spätschäden verringern oder auch verhindern kann und somit eine normale Lebenserwartung möglich ist.

Zucker ist ein wichtiger Energielieferant für den Körper und das Gehirn. Sinkt der Blutzuckerspiegel, dann verlangt der Organismus nach Zuckernachschub. Erste Warnzeichen dafür sind Zittern verschiedener Muskelpartien, Kopfschmerzen, akuter Heißhunger, Übelkeit, Erbrechen oder heftiges Schwitzen.

Wichtig ist der schnelle Blutzuckertest aus einem Blutstropfen am Finger mit einem entsprechenden Messgerät. Liegt der Zuckerwert im Blut unter 45 mg/dl oder 2,5 mmol, spricht man von einer Hypoglykämie – der Unterzuckerung. Die häufigste Ursache für eine Unterzuckerung ist eine falsche Dosierung der Medikamente: Wird die Menge an Kohlenhydraten in der Nahrung zu hoch eingeschätzt und zu viel Insulin gespritzt, kann es schnell zu einer Unterzuckerung kommen. Eine rasch wirksame Gegenmaßnahme ist das Zuführen von Traubenzucker oder zuckerhaltigen Getränken.

Bei sehr starker Unterzuckerung kann es zur Bewusstlosigkeit des Kindes kommen. In diesem Fall muss sofort der Notarzt verständigt und Erste-Hilfe-Maßnahmen müssen eingeleitet werden!

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