Trauer im Kindes- und Jugendalter

"Trauer ist die gesunde, lebensnotwendige, kreative Reaktion auf Verlust-und Trennungserlebnisse."

Grundsätzlich tritt ein Trauerprozess bei jedem Verlust ein, sofern er nicht blockiert wird und scheinbar keine Trauer entsteht. Er hat entsprechend des Ereignisses, des Alters und der Reife des Kindes sowie vorangegangener Verlustvorerfahrungen und dem Ausmaß an hilfreicher Unterstützung unterschiedliche Intensität und Qualität. Auch der Verlust eines geliebten Haustieres ist nicht zu unterschätzen. Ebenso bringen ein Umzug oder der Kindergartenbeginn Verluste mit sich und ein damit einhergehendes Gefühl von Trauer. Verlust von Großeltern, geliebten Kindermädchen, Verlust durch Scheidung, Tod eines nahen oder fernen Familienmitgliedes stellen große Verluste dar. Den größten Verlust erleiden Kinder, wenn sie ihre wichtigsten Bezugspersonen verliere, von denen sie emotional und auch existentiell abhängig sind.

Leider wird gerade bei Kinder und Jugendlichen dieser gesunde und heilsame Aspekt der Trauer oft übersehen. Sehr häufig versuchen Erwachsene, Kindern aber auch Jugendlichen den Prozess der Trauer, mit all seinen begleitenden Gefühlen und Handlungen zu ersparen. Das resultiert aus der fälschlichen Annahme, dass Kindern eine Trauer nicht zumutbar ist. Der Prozess der Trauer ist aber eine notwendige und heilsame Verarbeitung von Abschieden und Trennungen. Die Möglichkeit eines Kindes, in seiner Trauer ausreichend begleitet und unterstützt zu werden, kann maßgeblich darüber entscheiden, ob die weitere Entwicklung eines Kindes einen gesunden Verlauf nimmt oder ob durch die Trennung und den Verlust ein krankhafter, die Entwicklung blockierender Verlauf genommen wird. Es muss erwähnt werden, dass Trauer (wie auch bei Erwachsenen) nicht nur ein Gefühl von Traurigkeit umfasst. Trauergefühle umfassen auch die Gefühle Verzweiflung, Wut, Schuldgefühle, traurige Leere und Sehnsucht nach dem Verlorenen.

Kinder und Jugendliche trauern aber anders als Erwachsene und sind dabei, sofern sie die Möglichkeit dazu erhalten, oft auch recht kreativ:

Kinder trauern viel sprunghafter und punktueller als Jugendliche und Erwachsene. Sind sie in einem Moment tieftraurig und weinerlich, geben sie sich im nächsten Moment übertrieben lustig und ausgelassen. Das führt oft zu der irrigen Annahme, dass das Kind gar nicht trauert oder den Verlust gut verkraftet hat. Oft zeigen die Kinder auch in erster Linie Wut und Aggression, also nur einen Ausschnitt der zur Trauer gehörigen Gefühle. Das führt gelegentlich zu Irritationen seitens der Erwachsenen, wenn das Kind gegen die verlorene Person oder auch gegen andere plötzlich wütend reagiert. Es ist wütend, weil es verlassen und in Stich gelassen wurde, und braucht auch für diese Gefühlregungen Verständnis. Kinder halten sich daran, über Tote nur Gutes zu sagen. Dies irritiert Erwachsene oft ebenfalls.

Ein weiterer wesentlicher Bestandteil kindlicher Trauer sind die oft sehr quälenden Schuldgefühle. In Zeiten , in denen das Kind wütend auf die nun verlorene Person oder auch das verlorene Tier war, hatte es schnell mal den Wunschgedanken, er oder sie solle sich doch das Genick brechen oder ähnliches. Kommt dem Kind dieser Mensch oder dieses Tier dann tatsächlich abhanden, denkt das Kind, das noch in seiner Welt der Allmachtsphantasien gefangen ist, oft, der Verlust ist eingetreten, weil es sich das im Zorn gewünscht hatte oder auch als Strafe, weil es schlimm war. Beim Tod von Geschwisterkindern ist dieses Phänomen besonders ausgeprägt, da die Geschwisterbeziehung von sehr viel wiederstreitenden Gefühlen geprägt ist.

Häufig reagieren Kinder nach dem Tod einer wichtigen Bezugsperson mit verstärkten Trennungsängsten und der Angst, nun auch noch eine weitere Bezugsperson zu verlieren. Kinder suchen stets ein Erklärungsmodell für den Verlust. Erhalten sie keine adäquaten Informationen (und manchmal selbst dann) denken sie sich in ihren Phantasien Zusammenhänge aus und sind dann von diesen fest überzeugt.

Kinder beschäftigen aber auch sehr stark scheinbar banale, aber für das Kind existentielle Fragen. Beispielsweise nach einer Scheidung, bei wem es wohnen wird und wie oft es den anderen Elternteil sehen wird. Oder beim Tod der Mutter, wer nun für das Kind kochen wird und vieles mehr. Häufig wird der/die Verlorene auch nachträglich sehr idealisiert und es sind starke Wiedervereinigungswünsche vorhanden. Manchmal wünschen sich Kinder dann selbst auch tot zu sein in der Idee, dann wieder bei der geliebten vermissten Person sein zu können. Dies wird manchmal durch Erzählungen der Erwachsenen verstärkt, wodurch das Kind glaubt, die geliebte Person lebt genauso , nur an einem anderen Ort weiter und dort möchte es nun durch Tod auch hin kommen.

Ebenfalls nicht selten reagieren Kinder auf den Verlust einer nahestehenden Person mit psychosomatischen Beschwerden wie Bauchschmerzen oder Kopfschmerzen, Schlaf-Eß- Verdauungsstörungen, vermehrte Anfälligkeit für Infekte, Bettnässen oder generell ein Zurückfallen auf eine frühere Entwicklungsstufe. Je besser die Trauer psychisch verarbeitet werden kann und das Kind auch mit Jemand darüber sprechen kann, umso weniger ist es nötig, den Körper sprechen zu lassen. Manche Kinder wünschen sich vom Verstorbenen noch etwas, was Sie für sich behalten können. Beispielsweise eine Haarlocke von der verstorbenen Mama o.ä. Das mag für Erwachsene manchmal makaber erscheinen, hilft Kindern aber in der schwierigen Phase aber ein Stück weiter.

Jugendliche reagieren oft mit Ablenkung, übertriebener Unterhaltung, lauter Musik, Abenteuerlust, extremer sportlicher Betätigung u. ä. Das nicht Wahrhabenwollen der eigenen heftigen Gefühle führt bei Jugendlichen häufig zu vorübergehenden psychosomatischen Beschwerden.

Sie wollen oft alleine mit ihren Verlusterlebnissen fertig werden, ziehen sich zurück, kapseln sich ab und ziehen das Gespräch mit gleichaltrigen Jugendlichen vor. Dies ist einerseits zu respektieren und bedarf gleichzeitig viel an Feinfühligkeit, diese Jugendlichen in ihrer Trauer nicht alleine zu lassen, ihnen zu signalisieren, dass man zur Verfügung steht, sollten sie doch etwas wissen oder reden wollen, und dass man Verständnis für ihre Gefühllage signalisiert. Häufig ist der Verlust einer nahen Bezugsperson für Jugendliche der Auslöser für eine schwere Sinnkrise die häufig mit Suizidgedanken einhergeht. Die Gefahr des Suchtverhaltens ist in Trauerzeiten deutlich erhöht. Umso wichtiger, die Jugendlichen in dieser Zeit nicht ganz aus dem Kontakt zu verlieren, auch wenn sie sich zurückziehen! Jugendliche verweigern manchmal das Begräbnis, was von Erwachsenen manchmal als Missachtung empfunden wird. Jugendliche lehnen sich aber oft gegen gesellschaftliche Konventionen auf, erleben Begräbnisse manchmal als "falsch" und gestalten ihre eigenen ganz persönlichen Trauerfeierlichkeiten in völlig anderem Rahmen, von welchen die Erwachsenen häufig gar nichts erfahren.

Als vorübergehende Reaktion sind alle beschriebenen Phänomene Teil einer gesunden und kreativen Verarbeitung von Verlusterlebnissen. Sie sind nur dann als problematisch zu sehen wenn sie stagnieren. Kinder und auch Jugendliche brauchen Erwachsene an ihrer Seite, die ihnen helfen, den Verlust betrauernd verarbeiten zu können. Trauerarbeit ist ein individuelles Geschehen, das sehr unterschiedlich ablaufen kann. Wichtig ist es, die Gefühle von Verzweiflung, Wut, Schuldgefühl und trauriger Leere bei den Kindern und Jugendlichen (und falls Sie als Erwachsene ebenfalls betroffen sind natürlich auch Sie bei sich) zulassen und verstehen zu können.

Auch wenn es weit mehr Ursachen für Verluste gibt als nur den Verlust durch Tod, stellt dieser doch eine besondere, weil endgültige Verlusterfahrung dar. Die Erkenntnisse über den Tod sind nicht angeboren sondern werden erworben. Die kindliche Neugierde umfasst auch die Phänomene des Sterbens und des Todes. Das Todeskonzept der verschiedenen Altersstufen entwickelt sich als Teil der allgemeinen geistigen und psychischen Reife und ist durch die Besonderheiten des kindlichen Denken und Fühlens bestimmt. Elterliche Einstellungen, Kultur, Religion sowie konkrete Beobachtungen und Todeserfahrungen des Kindes haben Einfluss darauf. Im Allgemeinen kann man von folgendem Entwicklungskonzept ausgehen, auch wenn dieses Schwankungen unterliegt:

  • Bis zum zweiten Lebensjahr beschäftigen sich Kinder noch nicht mit dem abstrakten Phänomen Sterben oder Tod. Es mangelt an Abstraktionsvermögen und Zeitvorstellung. Allerdings sind Trennungen für sie etwas sehr Bedrohliches, Verluste in diesem Alter von nahen Bezugspersonen sind daher besonders gravierend.
  • Im dritten Lebensjahr beginnt eine vage Todesvorstellung, wobei der Tod nichts Endgültiges hat, jederzeit widerrufbar ist und dem Schlaf gleichgesetzt wird. Der Tod bedeutet für sie, Abwesenheit für kurze Zeit.
  • Mit vier Jahren ist tot sein etwas Graduelles, man kann z.B.: auch nur "ein bisschen tot sein". Kinder beginnen aber viele Fragen über den Tod zu stellen. Tod ist aber etwas, was anderen zustößt, nicht ihnen selbst.
  • Mit fünf und sechs Jahren besteht ein etwas detaillierteres Konzept. Es wird verstanden, dass Tod eine Form von Ende darstellt. Er ist aber immer noch nicht endgültig und zeitlich begrenzt. Denken Sie an die Schießspiele der Kinder, wo jemand tot geschossen wird um im nächsten Moment wieder lebendig zu sein. Der Tote lebt auch für sie noch. Sterben heißt umfallen, vergraben werden. Es werden erste Zusammenhänge zwischen Krankheit, Alter und Tod hergestellt. Tod ist Bestrafung, nichts Natürliches. Ängste verstümmelt oder umgebracht zu werden, Geschichten toter Kinder oder Tiere bedrücken Kinder in diesem Alter oft.
  • Im Volksschulalter etwa von sechs bis acht Jahren verändert sich das Todeskonzept abermals. Der Tod wird zunehmend als Person phantasiert. Wie in den Sagen geht der Tod umher und fängt Menschen .Erstmals wird der Tod nun als endgültiges, nicht rückgängig machbares Ereignis verstanden, das alle Lebewesen betrifft. Er wird als Trennung auf immer mit dem zugehörigen Schmerze des Verlustes verbunden.
  • Mit etwa neun Jahren begreifen die Kinder, dass der Körper nicht die Seele ist, diese auch getrennt werden können und der menschliche Körper sich zersetzt. Es weiß auch um sein eigenes Sterben, zeigt aber kein besonderes Interesse daran.
  • Mit etwa 14 Jahren ist das Todeskonzept in etwa der Erwachsenen ausgebildet.

Soll ich mein Kind über den Todesfall informieren?

Jedes Kind hat ein Recht darauf über den Tod und Verlust eines Menschen offen und ehrlich informiert zu werden. Das stellt die Grundbasis dar, um einen gesunden Trauerprozess durchlaufen zu können. Nehmen Sie sich Zeit und suchen Sie einen ruhigen Moment um ihr Kind über den Todesfall zu informieren. Kein Mensch ist gerne der Überbringer der Todesnachricht, schon gar nicht einem Kind gegenüber. Eltern neigen bekanntlich dazu, Ihren Kindern Unangenehmes ersparen zu wollen, Ihnen bestenfalls Halbwahrheiten erzählen zu wollen. Kinder nehmen aber Informationen auf vielen Ebenen gleichzeitig wahr. Sie verstehen, was mit Mutter und Vater los ist, sie spüren es durch Stimmungslage, Gesichtsausdruck, vielsagende Blicke, plötzlich leise tuschelnde Gespräche etc. Kinder nehmen winzige Einzelheiten wahr. Kinder verstehen daher viel mehr, als Erwachsene meist glauben. Sie verstehen auch, dass sie nicht verstehen und merken sollen und wollen ihre Eltern nicht enttäuschen. Mit den eigenen Gefühlregungen und Verwirrungen bleiben sie dann allerdings ganz alleine.

Haben Sie nur Mut über die heikelsten Fragen zu sprechen. Auch wenn Sie Fehler machen, was am meisten zählt ist das Gefühl zu vermitteln, dass man das Kind in dieser Situation nicht alleine lässt und dass man es ehrlich meint. Nur dann kann Ihr Kind Vertrauen haben und sich mit seinen schmerzlichen Gefühlen an Sie wenden und nur dann ist es mit seiner Trauer nicht alleine. Wenn Sie sich überfordert fühlen, nehmen Sie sich professionelle Unterstützung in Anspruch.

Wie soll der Alltag meines Kindes nach einem Todesfall aussehen, soll ich es in Kindergarten oder Schule schicken?

Grundsätzlich gilt, dass die routinemäßige Fortsetzung der Alltagsgepflogenheiten einem Kind Halt und Sicherheit geben kann. Das Leben geht schließlich auch nach einem tragischen Verlust weiter, und das wird auch mit der Fortsetzung des Alltags dem Kind vermittelt. Zumindest das ist also für das Kind gleich geblieben. Will Ihr Kind aber etwa bei einer Begräbnisvorbereitung o.ä. mit dabei sein und einmal nicht in Schule oder Kindergarten gehen, sollten Sie darauf natürlich Rücksicht nehmen.

Soll mein Kind zum Begräbnis mitkommen?

Man soll Kindern die Möglichkeit zur Verabschiedung bieten, das ist eine notwendige Voraussetzung um den Verlust bewältigen zu können. Ob Sie Ihr Kind zum Begräbnis mitnehmen, ist nicht pauschal zu beantworten. Kinder zu fragen kann eine Möglichkeit sein. Allerdings kann man so fragen, dass das Kind vermittelt bekommt, es soll besser nicht mit kommen, oder aber so, dass es unbedingt mitkommen soll.

Eine gute Haltung ist, das Kind unter bestimmten Voraussetzungen selbstverständlich mitzunehmen, aber es nicht dazu zu zwingen, wenn es deutlich signalisiert, dies nicht zu wollen. Wenn Sie Ihr Kind mitnehmen, und dies gilt grundsätzlich und umso mehr, je jünger das Kind ist, benötigt es einen "Kümmerer". Die Trauerstimmung bei einem Begräbnis hat eine Kraft, die Kinderseelen überschwemmen können, wenn die ihm nächsten Menschen selbst mit Tränen und Schluchzen beschäftigt sind. Es benötigt daher einen ebenfalls vertrauten Erwachsenen, der vom Todesfall nicht ganz so hinweggespült wird und dem Kind gefühlsmäßigen Halt und Sicherheit bieten kann sowie sich gewachsen fühlt, allfällige Fragen geduldig zu beantworten.

Sollte das Ihnen sind möglich sein, und Sie auch selbst von Ihrer Trauer in einer Form überwältigt sind, dass Sie Ihrem Kind keinen Beistand leisten können, oder wenn sich das Kind oder der Jugendliche gegen das Begräbnis wehrt, können sie auch nach dem Begräbnis mit dem Kind gemeinsam den Friedhof aufsuchen um auf diese Wiese eine Verabschiedung herzustellen. Das ist meist eine weniger aufgewühlte Gesamtsituation. In vielen Fällen ist diese Variante dem Begräbnis vorzuziehen.

Soll ich mein Kind zu den Krankenbesuchen eines todkranken Menschen ins Spital mitnehmen?

Auch diese Frage ist nicht pauschal zu beantworten. Auch hier gilt in erster Linie wieder die seelische Verfassung der sie begleitenden Personen, ähnlich wie beim Begräbnisbesuch. Ist ein Erwachsener dabei, der die Gefühlregungen des Kindes erfassen und all seine Fragen ruhig beantworten kann, ist es manchmal sehr wichtig und für das Kind hilfreich den Kontakt zur todkranken Mutter, zum todkranken Vater, zu todkranken Geschwistern aufrecht erhalten zu können und langsam in eine Abschiedsprozess einsteigen zu können. Sie sollten es dem Kind auch nicht verbieten, wenn es einen Spitalsbesuch machen möchte. Nicht dabei sein sollte es in Momenten höchster Intimität, oder wenn dem Patienten Schmerz zugefügt werden muss. Andere Szenen, beispielsweise eine Intensivstation an sich, sind unter den Umständen einer guten Begleitung Kindern durchaus zumutbar, wenn sie dadurch Gelegenheit haben, eine für sie sehr wichtige Bezugsperson nochmals zu sehen, wenn sie sonst keine Verabschiedungsmöglichkeit mehr hätten. Ist die Überforderung für alle Beteiligten zu groß, erzählen sie dem Kind von der kranken Bezugsperson, lassen sie es eine Zeichnung machen oder, sofern es schon schreiben kann, einen Brief schreiben. Auf diese Weise kann es aus der Distanz ebenfalls in eine Abschiedsprozess eintreten.

Wie soll ich die Fragen meines Kindes beantworten?

Kinder haben im Zusammenhang mit dem Tod viele Fragen. Sind Sie für die Fragen Ihres Kindes offen und hellhörig, wird Ihr Kind diese auch stellen. Wenn es merkt, dass Sie selbst darüber nicht gerne sprechen, stellt es die Fragen auch nicht und bleibt damit umso mehr alleine.

Der goldene Weg ist ein offenes vertrauensvolles Gespräch: Zuhören, hinhören. Jeder Mensch, auch Kinder signalisieren, wenn ihre Fragen ausreichend beantwortet sind. Manchmal stellen Kinder auch für Erwachsene peinliche Fragen, welche aber aus ihrer Art des Denkens und Fühlens logisch erscheinen. Beispielsweise kann ein Kind plötzlich fragen, wann denn die Todkranke Person nun endlich sterben wird. Oder beim Begräbnis der Großmutter, ob sie ihm jetzt eine Geschichte vorlesen kann. Gehen Sie auf die Fragen ein, soweit sie es können. Was Ihnen selbst gerade zu viel ist, können Sie dem Kind sagen, dass sie ein anderes Mal mit ihm besprechen. Dies sollten Sie dann aber auch tatsächlich tun! Eine Schlüsselinformation für Kinder ist, dass ein Körper, wenn er einmal tot ist, keinen Schmerz mehr fühlt und keine Nahrung mehr benötigt. Mit dieser Gewissheit fallen viele Sorgen, die sich Kinder über die Begrabenen machen, weg. Erzählen Sie keine Unwahrheiten, wie beispielsweise, dass der Tote nur schläft. Dies macht Kindern beim eigenen Einschlafen enorme Ängste und ist nicht selten der Ursprung von Schlafstörungen nach Todesfällen. Was Sie nicht wissen, können Sie dem Kind auch so sagen, beziehungsweise auch mitteilen, was Sie oder andere Menschen glauben. Wichtig ist, das Gespräch über die verlorene Person lebendig zu halten, auch Fotos anzusehen und mit dem Kind immer wieder über diesen Menschen zu sprechen.

Soll ich nach dem Verlust eines für mein Kind wichtigen Menschen, der nicht verstorben ist, den Kontakt in anderer Form aufrecht halten?

Sofern Sie dazu die Möglichkeit und die Bereitschaft haben, sollten Sie den Kontakt unbedingt aufrecht halten.

Und dies umso mehr, je wichtiger die verlorene Person für das Kind war. Diese Frage stellt sich manchmal nach Trennungen der Eltern oder beim Weggang eines geliebten Kindermädchens oder Umzug in eine andere Stadt. Selbst beim entwicklungsbedingten Abschied aus dem Kindergarten lieben es Kinder , die Kindergartentante auch in der Volksschule noch gelegentlich besuchen gehen zu können.

Wie gehe ich mit dem Tod von Haustieren um?

Haustiere haben für Kinder oft eine sehr große Bedeutung, sie zeigen sich quasi immer verständnisvoll, und sind nicht selten ein guter konstanter Seelentröster. Sie sind nie enttäuscht und schimpfen nicht. Kinder haben zu Tieren eine noch viel innigere Beziehung als Erwachsene zu Tieren es haben. Der Verlust eines Haustieres ist für Kinder oft ein sehr schmerzliches Ereignis. Eltern wissen das und versuchen gelegentlich, den Kindern diesen Schmerz zu ersparen. Immer wieder kommt es vor, dass ein verstorbener Hamster oder ähnliche Tiere stillschweigend ersetzt werden und die Kinder im Glauben gedacht werden, sie bemerken es nicht. Kinder passen sich dieser Lüge und Verleugnung oberflächlich meistens an und bestärken die Eltern in ihrem Glauben, das Kind hat es ohnehin nicht gemerkt. Kinder sind aber sehr feinsinnige Wesen, die deutlich mehr wahrnehmen, als viele Erwachsene denken. Für die Kinder stellt dies eine äußerst schwierige Situation dar. Sie erleben, dass sie nicht merken dürfen und wollen die geliebten Bezugspersonen nicht enttäuschen. Manchmal entsteht auch eine Verwirrung in der eigenen Realität. Sie erleben aber auch den Betrug und verlieren das Vertrauen in die Bezugspersonen. Mit ihrer Trauer über das geliebte Tier bleiben sie völlig alleine gelassen.

Ähnlich wie beim Tod einer Person gilt, nehmen Sie sich Zeit und einen ruhigen Moment um Ihr Kind über den Tod des Tieres zu informiere. Gehen Sie auf seine Fragen so gut sie können ein und sind Sie respektvoll mit seinen Gefühlsreaktionen. Gestalten Sie ein Abschiedsritual. Sofern das Kind dies möchte, soll es sich das verstorbene Tier zum Verabschieden auch nochmals ansehen dürfen. Kleine Tiere können Sie im Garten oder Wald begraben und mit einem Stein oder Hölzchen als Grab gestalten. Größere Tiere dürfen nicht frei begraben werden. Sie können aber eine kleine Gedenkstätte errichten, egal ob mit Foto in der Wohnung oder als Ersatzgrab im Freien. Wichtig ist nur, dass es quasi einen für das Kind zugehörigen Ort gibt. Rituale sind für Kinder sehr hilfreich. Allerdings ersetzen sie nicht das Gespräch über das gestorbene Tier. Das darüber sprechen können stellt wie bei Tod eines Menschen den wichtigsten Bestandteil der Trauerarbeit dar.

Was erzähle ich einem Kind angesichts eines durch Selbstmord oder Mord verstorbenen Menschen?

Mord oder Selbstmord sind die gravierendsten und furchtbarsten Formen des Todes, die uns auch als Erwachsene zutiefst erschüttern. Aber auch hier gilt dasselbe Prinzip der Ehrlichkeit, da Kinder stets auch die nichtausgesprochenen Botschaften wahrnehmen und verwirrt sind, beziehungsweise nicht selten die wahren Hintergründe bereits wissen, ohne dass dies die Erwachsenen wahrnehmen.. Da dies aber ein besonders schwieriger und heikler Bereich ist, ist es günstig, sich hierfür professionelle Unterstützung zu holen, wenn man sich nicht ganz sicher ist, wie man damit umgehen sollDie Wahrheit kann grundsätzlich hilfreich sein, aber auch , in falscher Form zur falschen Zeit mitgeteilt, durchaus auch schädigend.

Wie soll ich als Eltern mit meiner eigenen Trauer im Zusammenhang mit meinem Kind umgehen?

Denken Sie daran, dass Sie Ihrem Kind auch ein Vorbild im Umgang mit Trauer sind. Verbergen Sie all Ihre Gefühle, lernt Ihr Kind, dass dies der Umgang mit Trauer ist und kann ebenfalls zu seinen Gefühlen nicht stehen. Erzählen Sie Ihrem Kind ruhig auch, was Sie fühlen. Innerhalb einer Familie gibt es auch eine gemeinsam getragene Trauer, wo es auch vorkommen darf, dass mehrere gleichzeitig weinen. Aber Vorsicht: Ihr Kind soll nicht als Seelsorger für Sie herhalten. Das würde Ihr Kind enorm überfordern. In schwierigen Situationen wie Begräbnis oder Spitalsbesuch stellen Sie, wie bereits beschrieben, einen zusätzlichen" Kümmerer" für ihr Kind ab, sofern Sie selbst sehr von der Trauer betroffen sind. Wenn Sie merken, dass Sie selbst von der Trauer überwältigt sind und damit nicht gut zurechtkommen, holen Sie sich für sich selbst Unterstützung, dies entlastet auch Ihr Kind!

Wohin kann ich mich wenden um Unterstützung nach einem Todesfall für mein Kind zu erhalten?

In Wien bietet das Kriseninterventionszentrum für Erwachsene eine gute Anlaufstelle für akute Krisensituationen. Sie können sich aber auch an niedergelassene Psychotherapeuten wenden oder auch an entsprechende Seelsorgeeinrichtungen, sofern diese auch eine psychotherapeutische Einrichtung angeschlossen haben.

Die Einrichtung "Die Boje" bietet Kindern und Jugendlichen in Krisensituationen Hilfe und Unterstützung nach Trennungs- und Verlusterfahrungen. Auch Eltern können sich dabei auch Rat und Hilfe holen.

Auch Krankenhäuser haben zuständige Psychologen zur Verfügung.

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